Forschungsidee

 

Der Traum fasziniert die Menschen aller Zeiten und Kulturen. Er konfrontiert uns mit einer Erlebensweise, die offensichtlich anders ist als die unseres wachen Lebens. Diese Fremdheit des Traums als Skandalon und Faszinosum begründet das Jahrtausende alte Interesse an diesem universellen Phänomen. Auch die (Kultur )Wissenschaften sind durch die Alterität der Traumerfahrung theoretisch und methodisch auf besondere Weise herausgefordert. Eine systematische Erforschung der Kultur- und Mediengeschichte des Traums stand jedoch bislang aus. Hierfür hat das Graduiertenkolleg auf dem soliden Fundament seiner langjährigen umfangreichen Vorarbeiten inzwischen die entscheidenden Bausteine geliefert. Darüber hinaus wurden noch ausstehende Arbeiten identifiziert und ein detailliertes Programm für eine substanzielle, theoretisch und methodisch innovative Erweiterung auf dem Gebiet der Traumforschung entwickelt.

 

Mit seinem weltweiten thematischen Alleinstellungsmerkmal bietet das Kolleg Promovierenden die Möglichkeit, zusammen mit den international renommiertesten TraumwissenschaftlerInnen, die systematisch in das Kolleg integriert werden, ästhetische Traumdarstellungen im Rahmen eines strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramms in kultur- und wissenspoetischer, interdisziplinärer, intermedialer und europäisch vergleichender Perspektive zu erforschen.

 

Den gemeinsamen Forschungsgegenstand des Graduiertenkollegs bildet also der Traum als Kulturphänomen: Er ist ein Produkt kultureller Arbeit und konzeptueller wie ästhetischer Konstruktionen. Indem Träume als kulturelle Konstrukte verstanden werden, nimmt das Graduiertenkolleg die Vielfalt an Traumtheorien in den Blick, die als Wissensobjekte in den Traumdiskurs hineinwirken. Ziel der gemeinsamen ›Traumarbeit‹ der Forschenden ist damit die möglichst systematische, großräumige Erschließung der Geschichte, Ästhetik, Poetik und Medialität ästhetischer Traumdarstellungen.

 

 

Forschungsprofil

 

Den gemeinsamen Forschungsgegenstand des Graduiertenkollegs bildet der Traum als Kulturphänomen: Er ist ein Produkt kultureller Arbeit, subjektiver Erfahrung und konzeptueller wie ästhetischer Konstruktionen. Indem Träume als kulturelle Konstrukte verstanden werden, geht das Graduiertenkolleg – anders als in der bislang vorherrschenden kulturwissenschaftlichen Traumforschung, welche die Psychoanalyse ins Zentrum rückt, – nicht von einer bestimmten Traumtheorie aus. Sämtliche Traumtheorien werden vielmehr als Teil des Traumdiskurses verstanden und gelten gleichermaßen als Wissensobjekte. Ziel der kollektiven ›Traumarbeit‹ ist damit die möglichst systematische, großräumige Erschließung der Geschichte, Ästhetik, Poetik und Medialität künstlerischer Traumdarstellungen.

 

Ausgehend von dieser Grundlage richten sich sämtliche Forschungsaktivitäten im Graduiertenkolleg auf die kulturelle und mediale Dimension ästhetischer Traumdarstellungen. Es ergeben sich zwei zentrale Forschungsschwerpunkte, innerhalb derer die Werke untersucht werden: In kulturwissenschaftlicher Hinsicht gliedert sich das Feld in kulturgeschichtliche Aspekte und Kontexte von Einzelwerken. Hier stehen das Verhältnis ästhetischer, vorrangig fiktionaler Traumdarstellungen zu nicht ästhetischen, faktualen Träumen in Notaten, Protokollen und anderen Aufzeichnungsformen sowie deren Beziehungen zu wissensgeschichtlichen bzw. wissenspoetologischen Traumdiskursen im Zentrum des Interesses. In medienästhetischer Hinsicht wird vom Einzelwerk und von der Spezifik seiner medialen – sprachlichen, bildlichen, lautlichen etc. – Gestaltung ausgegangen. Die Analyse medialer Konstruktionen der Traumdarstellung kann in medienvergleichende Untersuchungen münden und/oder in transmedialer Dimension erforscht werden.

 

Während der zweiten Förderphase werden die auf diesem Gebiet nach wie vor bestehenden bzw. aufgrund der aktuellen Forschungslage neu entstandenen Desiderate einer Wissenspoetik des Traums aufgearbeitet. Darüber hinaus erfährt das Forschungsprogramm eine signifikante Erweiterung durch hoch aktuelle, derzeit sich dynamisch weiterentwickelnde Ansätze aus den Bereichen der ästhetisch und wissenspoetologisch ausgerichteten ›Lebenswissenschaften‹. Hier ist insbesondere die kulturwissenschaftliche Forschung zu Memoria, Trauma, Transkulturalität und Migration zu nennen. Damit entsteht ein innovativer Blickwechsel, der den Traum über seine ästhetische, kultur- oder wissensgeschichtliche Dimension hinaus als ein höchst virulentes, kulturell wie sozial relevantes und komplexes Phänomen erkennbar macht, welches auf vielfältige Weise mit individueller und kollektiver Erfahrung verknüpft ist.

 

Für ein erfolgreiches Graduiertenkolleg zu »Europäischen Traumkulturen« bieten die Gruppe der beteiligten WissenschaftlerInnen und die Universität des Saarlandes (UdS) als Forschungsinstitution in einer europäischen Grenzregion ideale Bedingungen. Entscheidende Voraussetzungen für eine produktive gemeinsame Forschung und internationale Qualifikation auf höchstem Niveau sind die vielfältigen (Vor-)Arbeiten der AntragstellerInnen auf dem Gebiet der Traumforschung.

 

 

Wissenschaftliche Ausrichtung

 

Die Gruppe der Be­teiligten setzt sich aus aus­gewiesenen Fach­wissenschaftlerInnen nahe­zu aller philologisch, künstlerisch und kulturell relevanten Diszi­plinen zusammen. Die Antrag­stellerInnen repräsentieren in Forschung und Lehre die deutsch­sprachigen, romanischen, anglo­phonen und slawischen Kulturen. Damit sind innerhalb der Gruppe der AntragstellerInnen alle philologisch und kulturell einschlägigen Disziplinen vertreten, die eine besondere Relevanz für das Forschungsfeld der Europäischen Traumkulturen haben. Punktuell erweitert wird das Feld durch eine latein- und US-amerikanische Dimension, welche vertreten ist durch mehrere Beteiligte des Kollegs, die im Bereich der Transferbeziehungen zwischen Europa und dem außereuropäischen Raum ausgewiesen sind.

 

Auch in medienästhetischer Perspektive ist das disziplinäre Spektrum der AntragstellerInnen breit: Hier kooperieren in der zweiten Förderphase Literatur-, Theater-, Kunst-, Medien- und FilmwissenschaftlerInnen. Hervorgehoben werden kann zudem, dass drei der Beteiligten mit ihrem Stellenprofil dezidiert medienkomparatistische und Medien übergreifende Fragestellungen verfolgen. Weiterhin ist eine historisch breit gefächerte Expertise zur Bearbeitung des Forschungsprogramms gegeben, indem Schwerpunkte der einzelnen AntragstellerInnen durchgängig vom Mittelalter und der frühen Neuzeit über Aufklärung und Romantik bis hin zur (Post )Moderne vertreten sind. Hier bilden Kunst, Literatur und Kultur der Gegenwart, welche für die Neuakzentuierung des Forschungsprogramms der zweiten Förderphase besondere Bedeutung haben, einen verstärkt ausgewiesenen Arbeitsbereich. Theoretisch und methodisch bietet die Gruppe der AntragstellerInnen darüber hinaus eine für die erfolgreiche Kollegarbeit entscheidende, Disziplinen übergreifende Expertise auf den Gebieten der vergleichenden Methodenreflexion, der Wissenspoetik und Erfahrungsforschung, den Geschlechterstudien, der Inter- bzw. Transmedialität, der Europaforschung, des Kulturtransfers, der (postkolonialen) Kulturtheorie, der Kulturphilosophie und der Kulturanthropologie.

 

Vor diesem Hinter­grund bildet die koordinierte Arbeit eines Graduierten­kollegs zu »Europäischen Traumkulturen« das ideale inte­grative Forschungs­instrument für die systematische Er­schließung eines innovativen Forschungs­feldes in seiner historischen, medialen und inter­disziplinären Breite. Erreicht werden soll damit die Aus­bildung exzellent qualifizierter und international bestens vernetzter Nachwuchs­wissenschaftlerInnen mit hervor­ragender philologischer, medien­ästhetischer und/oder kultur­wissenschaftlicher Expertise und ein­schlägigen praktischen Er­fahrungen im außer­universitären Kultur- und Medienbetrieb.